Das Magazin der
Initiative Lebensmitteldose

Wie man Schrott in hochwertigen Stahl verwandelt

von Mona Fornol
Schrott kann ganz schön wertvoll sein – zumindest, wenn es um die Dose geht. Werden Lebensmitteldosen entsorgt, bedeutet das noch lange nicht ihr Ende. Statt auf einer Deponie zu landen, werden sie in neuen hochwertigen Stahl verwandelt. Und um das möglich zu machen, braucht es einiges an Kunstfertigkeit. „Made For Food“ hat sich bei thyssenkrupp Duisburg und thyssenkrupp Rasselstein, dem weltweit größten Produktionsstandort für Verpackungsstahl, erkundigt.

Er ist robust, wandelbar und wird uns alle überleben: Stahl ist ein ganz besonderer Rohstoff, denn er wird nicht verbraucht, sondern permanent wiederverwertet. Ist er einmal hergestellt, verlieren seine Atome nie wieder ihre Struktur – egal in welche Form der Stahl gebracht wird. Die Geburtsstunde dieses wundersamen Materials schlägt im Hochofen. Ein 75 Meter hoher Koloss, in dem Temperaturen von bis zu 2.200 Grad herrschen. In dem schachtförmigen Ofen wird aus Primärrohstoffen wie Eisenerz, Kokskohle und Kalkstein flüssiges Roheisen gewonnen.

Danach geht es für das Roheisen in den sogenannten Oxygenstahlkonverter, denn es muss von Verunreinigungen wie Kohlenstoff und Schwefel befreit werden. Dazu wird in den Konverter Luft eingeblasen. Die störenden Stoffe oxidieren, sammeln sich auf dem Metallbad und können so vom Rohstahl getrennt werden. Bei diesem Vorgang entsteht so viel Hitze, dass der Konverter gekühlt werden muss.
ER IST ROBUST, WANDELBAR UND WIRD UNS ALLE ÜBERLEBEN: STAHL
Und hier hat der Dosenschrott seinen großen Auftritt, denn er wird zur Kühlung zum Rohstahl gegeben und ist damit wesentlicher Bestandteil der Stahlherstellung. „Alles, was an Schrott im Konverter landet, brauchen wir nicht mehr an Roheisen hinzugeben. Das heißt, es muss weniger Roheisen im Hochofen produziert werden. Und das spart wertvolle natürliche Ressourcen und jede Menge Energie“, erklärt Christian Pürschel, Bereichsleiter Communications + Market Development, thyssenkrupp Rasselstein. So spart jede Dose, die wiederverwertet wird, das Doppelte ihres Gewichtes an Rohstoffen ein. Kein Wunder, dass Dosenschrott mittlerweile am Markt heiß gehandelt wird. Und das nicht zuletzt, da Rohstoffe wie Kokskohle und Eisenerz, die zur Hochofenproduktion benötigt werden, immer teurer werden.

So wird aus Roheisen und Schrott neuer Stahl geboren – in den größten Konvertergefäßen bis zu 400 Tonnen pro Durchgang. Durch Walzen und Verzinnung wird daraus schließlich auch Verpackungsstahl, das Material, aus dem Dosen hergestellt werden. Ein geschlossener Kreislauf, den auch thyssenkrupp Rasselstein aktiv vorantreibt. 1,5 Millionen Tonnen Verpackungsstahl werden dort jährlich produziert und in die ganze Welt geliefert. „Wir sind der größte einzelne Standort für Verpackungsstahl. Aber wir wollen nicht nur produzieren, sondern den Materialkreislauf auch schließen. Deswegen kaufen wir gezielt Dosenschrott ein, so dass bei uns tatsächlich aus alten Dosen auch neue werden. Eine einzigartige Geschichte, oder?“, so Christian Pürschel.
Links: Blick in einen Hochofen während Modernisierungsarbeiten – Rechts: Abstich am Hochofen
Mehr Informationen unter:

www.thyssenkrupp-steel.com