Das Magazin der
Initiative Lebensmitteldose

Aus der Dose statt in die Tonne

In der Diskussion über Lebensmittelverschwendung stößt man auf viele Zahlen: Laut einer Studie des World Wildlife Fund werden jährlich etwa 1,3 Milliarden Tonnen essbare Lebensmittel weltweit weggeworfen – allein in Deutschland 10 Millionen Tonnen im Jahr, 19 Tonnen pro Minute, 313 Kilogramm pro Sekunde.

Von Thea Mengeler
Doch so konkret diese Zahlen auch sind, das Ausmaß der Verschwendung bleibt abstrakt. Sind 1,3 Milliarden Tonnen denn wirklich so viel im Verhältnis zur weltweiten Produktion? Ja, denn damit landen laut WWF etwa 30 bis 40 Prozent aller produzierten Lebensmittel im Abfall statt auf den Tellern – mit dramatischen Folgen: Eine Milliarde Menschen weltweit leidet Hunger, stellt der WWF fest, obwohl eigentlich genügend Lebensmittel zur Verfügung stünden.

Auch für unsere Umwelt ist die Lebensmittelverschwendung eine enorme Belastung: Düngung, Transport, Lagerung, Kühlung, Weiterverarbeitung, Entsorgung – all das verbraucht Energie und Ressourcen, setzt Treibhausgase frei und trägt zur Klimaerwärmung bei. Allein die 10 Millionen Tonnen Lebensmittel, die in Deutschland jährlich weggeworfen werden, verursachen etwa 22 Millionen Tonnen Treibhausgase, rechnet der WWF vor. Um diese Zahl in ein Verhältnis zu setzen: Das entspricht etwa einem Drittel der jährlich in der deutschen Landwirtschaft entstehenden Treibhausgas-Emissionen. Eine Reduzierung der Lebensmittelverschwendung wäre deshalb auch ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die Klimaerwärmung.

Als Verbraucher neigt man angesichts solcher Zahlen leicht zur Resignation, denn was kann man als Einzelner schon tun gegen diese massive Lebensmittelverschwendung und Umweltbelastung? Wie sich herausstellt: Sehr viel! Denn die meisten Lebensmittel landen nicht beim Erzeuger oder beim Großverbraucher im Müll, sondern in den privaten Haushalten. Eine aktuelle Studie des Thünen-Instituts und der Universität Stuttgart kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland rund 52 Prozent der Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten anfallen. Dabei lässt sich diese Verschwendung durchaus reduzieren – auch mit Hilfe der Lebensmitteldose!
Laut einer Untersuchung der TU München lassen sich Lebensmittelverluste um 29 Prozent reduzieren, wenn man Produkte aus Dosen in seinen Ernährungsplan integriert.
Die Lebensmittel, die laut WWF-Studie am häufigsten im Abfall landen, sind Obst und Gemüse. Viele dieser Produkte gibt es jedoch auch in der Dose – und das in hoher Qualität. Denn viele Studien zeigen, dass sich der Nährwertgehalt von Dosen- und frischem Gemüse nicht wesentlich unterscheidet. Natürlich bedeutet dies nicht, dass man ganz auf frische Lebensmittel verzichten sollte, doch mit einem cleveren Mix aus frischen Lebensmitteln und Obst und Gemüse aus der Dose kann man sich ausgewogen ernähren und gleichzeitig Lebensmittelverschwendung vermeiden. Laut einer Untersuchung der TU München lassen sich Lebensmittelverluste um 29 Prozent reduzieren, wenn man Produkte aus Dosen in seinen Ernährungsplan integriert. Und noch etwas fand die TU München heraus: Durch die sichere Konservierung und die lange Haltbarkeit werden Lebensmitteldosen nur sehr selten ungeöffnet weggeworfen.

Und es gibt noch eine weitere gute Nachricht: Das Bewusstsein dafür, dass wir etwas gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen müssen, steigt. Zu diesem Schluss jedenfalls kommen Untersuchungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die feststellen, dass Konsumenten sich immer stärker darum bemühen, bewusster einzukaufen und weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Mit Lebensmitteln aus der Weißblechdose gibt man den Verbrauchern ein wirksames Mittel an die Hand, um genau das zu tun. Allen, die Lebensmittelverschwendung vermeiden und die Umwelt schützen möchten, kann man jedenfalls einen einfachen Rat geben: Öfter mal zur Dose greifen!
den tellerrand neu definieren
“DAS BLATT HAT SICH GEWENDET”

Seit 2007 steht Alexandra Herr mit ihrer PR-Agentur zweiblick im Dialog mit Ernährungsberatern. Im Auftrag der Initiative Lebensmitteldose informiert die Ökotrophologin die Fachkräfte über die Vorteile der Lebensmitteldose. Seit rund drei Jahren gewinnt das Thema Lebensmittelverschwendung zunehmend an Bedeutung.

Sie stehen seit mehr als zehn Jahren im kontinuierlichen Austausch mit den Ernährungsberatern. Was hat sich in dieser Zeit konkret verändert?
Auf den ersten Fachkongressen, an den denen wir mit unserem Stand aufgetreten sind, hieß es: „Was machen Sie hier? Hier geht es um gesunde Ernährung. Da hat die Lebensmitteldose doch nichts verloren!“ Inzwischen hat sich das Blatt komplett gewendet. „Ah, die Dose – finde ich super. Empfehle ich ohnehin schon in meiner Beratung. Was gibt es Neues?“ – so der heutige Tenor.

Woher kommt dieser Sinneswandel?
Ein wesentlicher Grund ist sicherlich die langfristige Kommunikationsarbeit. Dadurch konnten und können wir die Ernährungsexperten davon überzeugen, dass Lebensmittel aus der Dose eine gute Alternative zu frischen oder tiefgekühlten Produkten sind.

Das gilt auch im Hinblick auf Lebensmittelverschwendung, oder?
Auf jeden Fall. Wenn die Konsumenten am Samstag den Großeinkauf für die nächste Woche erledigen, dann ist die frische Möhre irgendwann nicht mehr frisch und landet in der Biotonne. Mit Möhren in der Dose lässt sich das vermeiden. Für derartige Argumente sind die Ernährungsberater sehr dankbar – zumal immer mehr Verbraucher sensibilisiert sind und Lebensmittelverschwendung vermeiden wollen.

Welche Rolle spielt das Thema generell in der Ernährungsberatung?
Nährstoffe spielen natürlich weiterhin die Hauptrolle, aber Hilfestellung beim Thema Lebensmittelverschwendung wird zunehmend wichtig. Lebensmittel in der Dose kann man praktisch im Küchenschrank aufbewahren. Sie müssen nicht gekühlt werden und sind jederzeit zur Hand – und sie überzeugen auch hinsichtlich ihres Nähstoffprofils. Das sind Argumente, die Ernährungsberater inzwischen gern aufgreifen.

Das heißt, Sie konnten mit Vorurteilen aufräumen?
Ja, definitiv. Die Mehrheit der Fachleute hat mittlerweile die Vorteile der Lebensmitteldose verstanden. Sie wissen, dass Konservierungsstoffe nicht benötigt werden, Obst und Gemüse unmittelbar nach der Ernte nährstoffschonend verarbeitet werden. Sie wissen auch, dass die Dose die Lebensmittel vor Sauerstoff und Licht schützt. Hinzu kommt das Recycling-Thema, bei dem die Dose ganz klar punktet. Also viele gute Argumente, die Ernährungsberater und Verbraucher gleichermaßen überzeugen.
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