Das Magazin der
Initiative Lebensmitteldose

Koches Werk und Doses Beitrag

Der Gourmetkoch Heiko Langhans hat eine Mission: Mit Suppenkreationen für Feinschmecker will er das kulinarische Image der Lebensmitteldose verbessern.

von Alexander Nebe
Der morgendliche Weg zur Arbeit dauert für ihn nicht mal eine Minute. Heiko Langhans geht nur kurz durch den Garten vor seinem Eigenheim – und schon steht er im Epizentrum seines beruflichen Schaffens: „40 Quadratmeter Hightech-Küche, darunter mein Lager, und das beides fast direkt vor der Haustür. Praktischer und bequemer geht’s doch kaum“, sagt der 41-Jährige. Hier, in der ländlichen Idylle des fränkischen Königsbergs, produziert der Gourmetkoch in XL-Edelstahlbottichen Eigenkreationen wie „Dicke Kumpels“, „Puszta-Booster“ oder „Bollywood Veggie“. Heiko Langhans kocht Dosensuppen, die echte Delikatessen sind. Eines seiner Ziele, als er vor sechs Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit wagte und die Suppenmanufaktur gründete: das Image der Dosensuppe zu verbessern. Denn das ist in seinen Augen bis heute eher zwiespältig. Vor allem der häufige Einsatz von künstlichen Zusatzstoffen wirkt sich aus seiner Sicht negativ auf den Geschmack aus.

„Um zu zeigen, dass es auch anders geht, verwende ich für mein Sortiment nur ausgesuchte, frische Zutaten aus der Region und verzichte auf alles, was den natürlichen Geschmack beeinträchtigen könnte“, sagt Langhans. Konservierungsmittel sind auch gar nicht notwendig. Die Kombination aus schützender Metallhülle und einer Wärmebehandlung genügt nämlich, um Lebensmittel schonend haltbar zu machen. Die Dose selbst hält Langhans für eine super Erfindung. Sie ist eines der nachhaltigsten Verpackungsmittel, hat eine Recyclingquote von weit mehr als neunzig Prozent und ist zudem in Sachen Produktschutz einfach unschlagbar: „Dank der Dose schmecken meine Suppen auch nach zwei Jahren immer noch wie gerade frisch gekocht.“
„DANK DER DOSE SCHMECKEN MEINE SUPPEN AUCH NACH ZWEI JAHREN IMMER NOCH WIE GERADE FRISCH GEKOCHT.“
Gemüse schnippeln, Aufsetzen der selbstgemachten Brühe aus köchelnden Knochen oder Gemüse, der Basis einer jeden guten Suppe, oder das Etikettieren der Dosen – Heiko Langhans setzt auf Handarbeit. Liebe zum Detail, die sich auszahlt. Denn geschmacklich überzeugen die Suppen auf jeden Fall: „Dicke Kumpels“ zum Beispiel, eine Kartoffelcremesuppe mit Steinpilzen, ist auf den Punkt abgeschmeckt, hat ein wunderbares Aroma, den nötigen Pep und könnte bei einem Abendessen zu Hause locker als selbstgemacht präsentiert werden. Die Gäste würden es nicht bemerken.

Qualität, die ihren Preis hat: Für 400 Milliliter der Produkte aus der Suppenmanufaktur von Heiko Langhans legen die Kunden zwischen sieben und neun Euro hin. „Nicht nur Feinschmecker, sondern auch Menschen, die generell Wert auf beste Zutaten und Qualität legen, sind aber gerne bereit, diese Preise zu bezahlen“, sagt der gebürtige Franke.
Seine Kundschaft ist breit gefächert: Familien mit Kindern sowie Singles, die keine Lust auf Kochen haben und bei Convenience-Produkten Wert auf bestmögliche Standards legen. Aber auch Senioren greifen gerne mal zum Bentley unter den Dosensuppen. 14 Produkte hat Heiko Langhans aktuell im Programm. Suppen, Eintöpfe, einen Fond und eine Pastasauce. Verkaufsschlager sind bei ihm die gebundenen Suppen wie „Bollywood Veggie“ (Möhren-Ingwer-Süppchen) oder „Strauchdieb“ (Tomatencreme). Eine Tatsache, die den Chef der Suppenmanufaktur ein wenig verwundert: „Man könnte meinen, dass der Kunde eher auf klare Klassiker wie Ochsenschwanzsuppe zurückgreift, weil die viel schwerer und zeitaufwendiger herzustellen sind als gebundene …“
VERKAUSSCHLAGER SIND BEI IHM DIE GEBUNDENEN SUPPEN WIE „BOLLYWOOD VEGGIE“ ODER „STRAUCHDIEB“.
Einige Varianten kann und will er trotz immer wiederkehrender Nachfrage seiner Fans allerdings nicht ins Sortiment aufnehmen. Der Grund: Sie würden seinen eigenen hohen Qualitätsstandards einfach nicht genügen. „In einer Minestrone wäre das Gemüse viel zu weich und in einer Bouillabaisse würde der Fisch komplett zerfallen. Denn in der Dose garen gerade diese Produkte ja noch nach“, erklärt er. Die Rezepte sind alle von ihm und sind bis heute fast unverändert geblieben. Nur die klassische Gulaschsuppe „Puszta-Booster“ – die witzigen Namen und die liebevoll designten Etiketten gehen übrigens auf das Konto von Heiko Langhans’ damaliger Freundin, einer Werberin – hat er nach wiederholtem Kundenwunsch mal „einen Tick schärfer gemacht“.
Hauptvertriebskanäle sind für Langhans deutsche Feinkostläden wie „Oschätzchen“ in Hamburg oder „Butterhandlung Holstein“ in Münster. Daneben verkauft er seine Konservenkost auch im Internetshop seiner Homepage.

20.000 bis 30.000 Dosensuppen setzt er im Schnitt pro Jahr ab. „Genug, um davon zu leben. Reich werde ich in dieser Produktionsgrößenordnung allerdings nicht“, sagt der Spitzenkoch, der früher unter anderem in der „Orangerie“ im Maritim Seehotel am Timmendorfer Strand oder auf den exklusiven Kreuzfahrtschiffen „Europa“ und „Bremen“ arbeitete. Doch allzu großes Wachstum ist bei seinem Geschäftsmodell ohnehin nicht möglich. Denn Heiko Langhans möchte auch in Zukunft höchstpersönlich für die Herstellung jeder einzelnen Suppe verantwortlich sein – zumal seine Kunden genau das von ihm erwarten. „Manchmal beschäftige ich mich natürlich auch mal eine Küchenhilfe zum Gemüseschnippeln, beim Kochen selbst gebe ich die Kelle aber nie aus der Hand“, betont Langhans. Wenn er mal krank ist, dann ruht der Betrieb eben mal für eine Zeit, und als er sich vor ein paar Jahren mal beim Snowboardfahren den Knöchel brach, saß er bereits nach ein paar Tagen wieder in der Küche. Der Preis der Selbstständigkeit.
Trotzdem hat Heiko Langhans, der mit seinem unter den Leitbegriffen „saisonal, regional und ökologisch“ stehenden Geschäftsmodell voll im Trend liegt, den Schritt bis heute nie bereut. „In meinen Jahren in der Spitzengastronomie hatte ich permanent Zeitdruck und Planungsstress. Davon wollte ich weg!“ Heute funktioniert sein Zeitmanagement perfekt und vor allem entspannter. Jeden Montag macht er Bestandsaufnahme und checkt, was er noch an Zutaten und Dosen auf Lager hat. Und dann wird gekocht – was die Jahreszeit gerade hergibt. Seinen Arbeitsalltag beschreibt Langhans so: „Ich koche in der Regel nach Saison. Wenn die Tomaten frisch geerntet werden, lasse ich mir reichlich von den örtlich ansässigen Bauern liefern und koche Tomatensuppe bis zum Abwinken. Freitags wird dann etikettiert.“ Auch in Zukunft möchte Langhans sein Sortiment stetig erweitern.

Schon bald bringt er einen Linseneintopf und ein Wildragout auf den Markt. Außerdem hat er inzwischen eine EU-Zulassung und plant, seine Köstlichkeiten zukünftig auch außerhalb Deutschlands anzubieten. Eine Idee mit Perspektive: Erste Anfragen aus Österreich liegen bereits vor.
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