Das Magazin der
Initiative Lebensmitteldose

Warum vertragen sich Sterneköche und Dosenprodukte viel besser miteinander als bislang weitläufig gedacht? Spitzen- und TV-Köchin Sybille Schönberger liefert im Interview mit Made For Food die Antworten.

von Alexander Nebe
Wenn sie ihre kulinarischen Höhepunkte für die Restaurantgäste kreieren, dann arbeiten Sterneköche ausschließlich mit frischen Produkten. So die in den Köpfen vieler Menschen fest verankerte Vorstellung. Lebensmitteldosen? Die haben in dieser Welt nichts zu suchen. Ein Vorurteil! Denn Dosenprodukte sind feinschmeckertauglicher, als man im ersten Moment vielleicht glaubt. Sybille Schönberger, die 2005 im Alter von 27 Jahren Deutschlands jüngste Sterneköchin war und bis heute zu den prägenden Köpfen in der Gourmetszene zählt, verrät im Interview, warum die Konserve in der feinen Küche keineswegs mit einem Bann belegt ist. Und welches Dosengemüse in der Spitzengastronomie dabei ganz besonders hoch im Kurs steht.
Greifen Sterneköche tatsächlich auf Dosenprodukte zurück?
Aber ja! Es gibt eine ganze Reihe wunderbarer Produkte aus der Dose: Schnecken, Leberpasteten, Sardinen, feinste Öle oder Tomaten. Alles Dinge, die auch regelmäßig in der Spitzenküche zum Einsatz kommen.

Spitzenköche verwenden Tomaten aus der Dose?
Zum Beispiel passierte Tomaten, Pelati-Tomaten, Tomatenmark. Gerade die Tomate zählt zu den besten natürlichen Geschmacksverstärkern unter den Gemüsen. Und wenn ich einen Saucenansatz vorbereite und dafür Knochen mit Gemüse anröste, kommt da auch Tomatenmark aus der Dose rein. Das ist für einen guten Saucenansatz einfach unverzichtbar.

Man liest immer wieder, dass Dosentomaten ein weitaus besseres Aroma haben als die meisten frischen Tomaten.
Ich finde auch, dass sie in Sachen Geschmack und Aroma den frischen Tomaten oftmals überlegen sind. Das Hauptproblem ist doch, dass Tomaten heutzutage meist so gezüchtet werden, dass der Fokus auf dem Erscheinungsbild liegt. Sie müssen die perfekte Farbe, eine feste Konsistenz und makellose Form haben.

Sie sollen perfekt aussehen – so wie im Genlabor designt?
Genau! Und der Geschmack ist dabei leider viel zu oft zweitrangig. Ich finde, dass es deshalb immer schwieriger wird, frische Tomaten zu finden, die mich rundum überzeugen. Erst vor ein paar Wochen hatte ich da ein ziemlich ernüchterndes Erlebnis.

Und zwar?
Ich esse furchtbar gerne Datteltomaten und hatte mir deshalb wieder mal ein Schälchen gekauft. Ich öffnete die Schale und es roch sofort extrem nach Pestiziden. Auch nachdem ich die Tomaten gründlich abgespült hatte, wurde es nicht besser. Ich konnte sie einfach nicht essen und musste sie wegschmeißen. Es blutet mir einfach das Herz, wenn man Lebensmittel so verhunzt! Da nehme ich doch viel lieber Tomaten, die am Ende nicht so schön aussehen, dafür aber auf Geschmack gezüchtet und dann in die Dose gepackt werden.
“Ich finde auch, dass sie in Sachen Geschmack und Aroma den frischen Tomaten oftmals überlegen sind”
Was überzeugt Sie an der Dose ganz persönlich?
Ich finde es klasse, dass man durch sie Lebensmittel über mehrere Jahre haltbar machen kann. Außerdem gehört die Dose zu den umweltfreundlicheren Verpackungsmitteln, weil sie sich gut recyceln lässt.

Was kommt bei Ihnen auch privat gerne mal aus der Dose auf den Tisch?
Neben den bereits erwähnten Produkten gibt’s für mich und meine Familie ab und zu mal Dosenpfirsiche.

Einfach nur Pfirsiche?
Nein, in der Kombination mit selbstgemachtem Grießbrei. So simpel und so lecker. Das ist aus meiner Kindheit bei mir einfach hängen geblieben. Und diesen Nachtisch kann ich auch niemals mit frischen Pfirsichen machen. Dann ist er nämlich nicht so, wie er sein muss.

Welches ist Ihr liebstes Dosengericht aus der Kindheit?
Da muss ich nicht lange überlegen: Dosenravioli waren für mich das Allergrößte! Die hätte ich als Kind fast jeden Tag essen können. Und auch wenn ich mich heute mit Schütteln daran erinnere – am liebsten sogar kalt. Hach, war das herrlich! (lacht)
Nährwertuntersuchung 2015
Sybille Schönberg ist begeistert vom Geschmack, den die Kombination Dose und Tomate ermöglicht. Doch es ist nicht nur der Geschmack, der Dosentomaten so wertvoll und beliebt macht. Die letztjährige Untersuchung des SGS Institutes Fresenius zeigt, wie exzellent der Nährwertgehalt von Dosengemüse ist:

So liefern 200 Gramm Dosentomaten bereits ein Drittel der empfohlenen Tagesdosis an Vitamin C. Frisch zubereitete Tomaten schaffen hingegen nur ein Viertel. Absolute Spitzenreiter sind Dosentomaten bei den Gehalten an Beta-Carotin (Provitamin A) und Lycopin, einem sekundären Pflanzenstoff, der antioxidativ und vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie bestimmte Krebsarten wirken soll. Bei Tomaten aus der Dose ist sein Gehalt viermal höher als bei frischen Tomaten, die gegart werden.

Mehr über Sybille Schönberger:
www.sybille-schoenberger.de

Alle Ergebnisse der Nährwertuntersuchung unter:
www.initiative-lebensmitteldose.de