Das Magazin der
Initiative Lebensmitteldose

Der Retter in Not

1995, kurz nach dem großen Erdbeben von Kobe. Bäcker Akimoto Yoshihiko kann nicht glauben, was er hört. Über 2.000 Brote haben er und seine Leute unermüdlich in den letzten Wochen für die Opfer des Bebens gebacken. Nun teilen die Behörden ihm mit, dass ein ganzes Drittel davon niemals gegessen wurde, weil die Brote nicht lange genug haltbar waren. Im Kopf des Bäckers entsteht eine Idee, die sein Leben verändern wird.
 
Von Anna Harms, Jonas Wiedehage

Heute, fast 20 Jahre später, ist aus dieser Idee eine Erfolgsgeschichte ge­ worden. Man kann sie in manchen der zahllosen Verkaufsautomaten bestaunen, die in Japan an jeder Straßenecke stehen. Neben Softdrinks und Suppen sieht man dort eine Dose mit dem Namen: PANCAN – canned everfresh bread. Frisches Brot aus der Dose, drei Jahre haltbar.

 

Brot aus der Dose aus dem Verkaufsautomaten – das ist eine Idee, wie sie nur aus Japan kommen kann. Was viele nicht wissen: Japan ist eine wahre Brotnation. Bekannt ist es dort bereits seit dem 16. Jahrhundert, als portugiesische Händler es erstmals nach Japan brachten. Doch erst viel später, nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg, als Reis knapp war, wurde Brot zum Grundnahrungsmittel. Seitdem ist seine Beliebtheit ungebrochen. Angesagt sind vor allem Baguette, Brioche und Croissant. Doch nicht nur Brot ist in Japan überraschend allgegenwärtig, sondern auch die Verkaufsautomaten.

 

Den Startschuss dafür gab Coca­-Cola, als das Unternehmen 1962 den ersten Getränkeautomaten in Japan aufstellte. Danach folgte ein regelrechtes Rennen um die besten Plätze. Mittlerweile gibt es mehr als fünf Millionen Verkaufs­ automaten – weit mehr als in irgend­ einem anderen Land. Selbst in den entlegensten Ecken kann man sie fin­ den. Längst geht es nicht mehr nur um Getränke. Hamburger, Krawatten, Kuchen, Blumen … es gibt kaum etwas, das man sich nicht an den Maschinen ziehen kann. Brot wirkt dagegen nahezu bodenständig.

Eine Idee, wie sie nur aus Japan kommen kann
Dieses weltweit einzigartige Verkaufs­netz dient nicht nur der Bequemlichkeit. In manchen Situationen wird es zum Lebensretter. Viele Automaten sind so programmiert, dass sie im Notfall ihre Produkte gratis herausgeben. So wie 2011 bei dem schwersten Erdbeben, das Japan je erlebt hat. Es ist vielen Menschen auch deswegen im Gedächtnis geblieben, weil es neben einem Tsunami – der ganze Dörfer und Land­ striche zu Grunde richtete – auch der Auslöser für die Katastrophe von Fukushima war. Aus Verkaufsautomaten können so im Ernstfall die ersten „Helfer“ vor Ort werden.
 
Geholfen haben auch die Brotdosen von Pan Akimoto. Unmittelbar nach dem Erdbeben schickte die Firma eine Soforthilfe von 10.000 Dosen in die betroffenen Gebiete. Und diesmal musste kein einziges Brot wegen mangelnder Haltbarkeit weggeworfen werden.
 
Akimoto Yoshihiko, der Erfinder der PANCAN. Neben ihm ein Verkaufsautomat, wie man ihn heute auf Japans Straßen überall sieht.

Mehr über Pan Akimoto:

panakimoto.com

 
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