Das Magazin der
Initiative Lebensmitteldose

Ein Teufelsschinken

Sofia Torres Bastidas hat sich zwei Dinge auf die Fahne geschrieben. Erstens, den Deutschen die venezolanische Küche näherzubringen. Zweitens, ihren Landsleuten ein Stückchen Heimat zu servie­ren, Dose für Dose. Die gebürtige Venezolanerin setzt dabei auf einen besonderen Klassiker. Denn in Venezuela weiß jeder: „Die beste Art, Schinken zu essen“ – das ist Diablitos.
 
 
Von Anna Harms
Diablitos Dose

Heiligabend, da gibt es bei vielen Ente oder Gans, Karpfen oder Forelle oder ganz einfach Kartoffelsalat und Würstchen. Besinnliche Heimat­-Gerichte, die alle Jahre wieder auf den Teller kommen. Auch Sofia wollte ein traditionelles Gericht zubereiten, als ihre Mutter aus Caracas zum Weihnachtsbesuch angereist war. Die Wahl fiel auf Hallacas. Die im Bananenblatt gekochten oder gedämpften Maispasteten sind typisch für Sofias südamerikanisches Geburtsland. In ihrer Küche in Großkrotzenburg wurde ihr auf einmal klar, was ihr eigentlich schon die ganze Zeit gefehlt hatte: das venezolanische Essen.

 

Seit zehn Jahren ist Sofia jetzt in Sachen venezolanische Kulinarik unterwegs. Mit kleinen Festen für ihre Landsleute hat alles begonnen. Mittlerweile bereist sie mit ihrem Team Festivals, um auch den Deutschen die Gerichte ihrer Heimat näherzubringen. Nebenbei betreibt die Wahl­-Hessin den Onlineshop „H.A.M. Venezuela“. Ein echter „Publikumsliebling“ in ihrem Sortiment sind Diablitos oder übersetzt „kleine Teufel“. Laut Sofia „eines der Produkte, die Venezolaner am meisten im Ausland vermissen“. Dabei kommt der Dosen­-Dauerbrenner ursprünglich aus den USA, wo er heute noch unter dem Namen Underwood Deviled Ham vertrieben wird. In Venezuela ist das Fleisch aus der Lebensmitteldose ganz einfach der Inbegriff für Schinken.

Ganze Generationen summen noch heute den Jingle „La mejor forma de comer jamón“ oder auf Deutsch: „Die beste Art, Schinken zu essen”

Dabei war Diablitos zu Beginn ein echtes Luxusgut für die urbane, feine Gesellschaft – vergleichbar mit russischem Kaviar. Davon gehört hat Sofia auch. In ihrer Kindheit in den 70er­ und 80er­ Jahren war das Fleisch aus der Dose bereits im Supermarkt angekommen. Denn in Cagua hatte 1961 die erste venezolanische Produktionsstätte für den Schinken ihren Betrieb aufgenommen. So wurde aus dem Importprodukt ein Lokalmatador. Bald schon konnte sich die breite Masse der Bevölkerung das ehemalige Wohlstands-Produkt leisten.

 

Sofia kennt das Dosenfleisch noch aus der eigenen Lunchbox. „Ich hatte oft Diablitos dabei. Immer mit Arepas, einem Maisfladen, und dann mit Butter und Käse. Das haben viele Kinder mit zur Schule gebracht – machen sie auch jetzt noch.“ Der „beste Freund der Mutter“, wie Diablitos auch genannt wird, schmeckt der Jungunternehmerin heute genauso wie damals, natürlich mit Arepas. Aber es gibt auch andere Varianten, zum Beispiel in Spaghetti ­Sauce.

 

So beliebt der Dosenklassiker auch ist, seine Beschaffung ist nicht ganz ein­fach, auch auf Grund der andauernden Versorgungskrise in Venezuela. Ihre Diablitos kann Sofia nur über einen Großimporteur in Spanien beziehen. Doch der Aufwand lohnt sich:

 

„Meine Kunden rasten aus, sie sind wirklich begeistert, wenn sie das Essen aus ihrer Kindheit auf einmal in Deutschland bekommen können. Das hat etwas mit Tradition und Heimatgefühl zu tun.“
Die Unternehmerin Sofia und ihre Mutter Carol Torres Bastidas
Ein venezolanischer Klassiker: Diablitos im Maisfladen (Arepa) mit Butter und Käse.

Mehr über Diablitos:

diablitos.com

 
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